Studienfahrt nach Auschwitz / Krakau vom 09.09. bis 13.09.2024 – Eine Reise gegen das Vergessen, Verdrängen, Verfälschen –
Im Januar 2025 jährt sich die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz zum 80.Mal. Überlebende des Holocaust, Zeitzeugen dieses Genozid an den Juden werden immer weniger und wird es in naher Zukunft gar nicht mehr geben. Wie aber kann man die Erinnerung an diesen Teil der Geschichte wachhalten? Wie bedeutsam ist für unsere heutige junge Generation die Auseinandersetzung mit der Diktatur des Nationalsozialismus und dem Holocaust? Oder braucht es eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ laut des AFD-Politikers Björn Höcke (auf einer Vortragsreihe der AfD in Dresden, Jan. 2017), die eine Abkehr von der bisherigen Erinnerungskultur des demokratischen Deutschlands an den Holocaust einschließt? Diese Fragen stellten den aktuellen Anlass für das Rahmenthema der Studienfahrt von 15 Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 12 des Holzland-Gymnasiums Hermsdorf nach Polen dar. Unter Leitung der Geschichtslehrerin Frau Luthardt und in Begleitung von Frau Hansen begaben wir uns zusammen mit Jugendlichen des Orlatal-Gymnasiums Neustadt/ Orla auf eine 5-tägige Reise nach Oswiecim (Auschwitz) und Krakau. Ein Ziel war es, dass wir uns anhand dort gewonnener Eindrücke, Erfahrungen und Erkenntnisse eine eigene Meinung bilden können. Diese Gedenkstättenfahrt wird neben dem Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport auch von der Bethe-Stiftung „Erinnern Ermöglichen“ finanziell unterstützt, um möglichst vielen jungen Menschen die Teilnahme an solch wertvollen außerschulischen Projekten zu ermöglichen.
Während der ersten beiden Tage führten uns Exkursionen ins Stammlager des KZ Auschwitz und nach Auschwitz-Birkenau ins Vernichtungslager – den symbolischen Orten für die menschenverachtende Politik der NS-Diktatur. Im Stammlager, inzwischen ein sehr touristischer Ort mit einem hohen Besucheraufkommen, erschütterte uns insbesondere der Anblick von unzähligen Schuhen, Gepäckstücken, Brillen, Frauenhaar in den Vitrinen – Dokumente des Völkermordes. Besonders bedrückend und auch erschreckend wirkte auf uns Auschwitz-Birkenau, da durch die unglaubliche Größe des Lagers, die Ruinen der Gaskammern und Krematorien sowie die verbliebenen Baracken die unbegreiflichen Dimensionen des Holocaust greifbar worden. In Workshops zu den Themen Täter im KZ und Kinder / Jugendliche im KZ konnten wir uns anhand von v.a. zeitgenössischen Quellen tiefgründiger mit diesen Schwerpunkten auseinandersetzen. Sehr bewegend war für uns das Zeitzeugengespräch mit der Überlebenden Monika Goldwasser in Krakau. Ihre abschließende Botschaft an uns lautete in etwa: Ich wünsche euch ein glückliches Leben, ein Leben voller Güte, Menschlichkeit und Toleranz. Während unseres zweitägigen Aufenthaltes in Krakau besuchten wir zudem das ehemalige jüdische Viertel und lernten dadurch die jüdische Kultur und Religion etwas näher kennen. Ein weiterer Höhepunkt war für uns der Besuch der ehemaligen Emaille-Fabrik Oskar Schindlers, heute ein beeindruckendes Museum zum Gedenken an die Opfer der Nazi-Verbrechen.
Für viele Schülerinnen und Schüler war die Studienfahrt eine emotionale Herausforderung. Der eigentliche Wert dieser 5 Tage liegt nicht so sehr in den vielleicht detaillierteren Kenntnissen zur NS-Geschichte und dem Holocaust. Vielmehr wurde für uns die Tatsächlichkeit dieser Vergangenheit der Geschichte eindrucksvoll erfahrbar und hat uns oft sprachlos, fassungslos, nachdenklich und auch wütend gemacht. Wir alle tragen heute die Verantwortung, dass sich solch eine menschliche Tragödie nicht noch einmal wiederholt. Und dafür braucht es dringend das Erinnern und die Auseinandersetzung mit diesem Kapitel der Geschichte. Elie Wiesel, ein Überlebender des Holocaust und Friedensnobelpreisträger, fasst es so zusammen: „Darüber zu sprechen, ist unmöglich, darüber zu schweigen, verboten.“